Alt vs. Neu im Gelände – Ein Gespräch mit HC von Offroad Partner
In der Szene rund um Geländewagentouren und echte Offroad-Abenteuer gibt es immer wieder eine zentrale Frage: Sind alte Offroader wirklich besser? Oder bringen moderne Fahrzeuge mehr Vorteile mit sich? In einem spannenden Interview mit HC von Offroad Partner sprechen wir genau darüber – mit viel Erfahrung, Ehrlichkeit und technischem Tiefgang.

Von alten Militärfahrzeugen bis Afrika: HC’s Weg zum Offroad-Profi
HCs Leidenschaft begann früh – mit 16, 17 Jahren auf Truppenübungsplätzen. Was als Spaß mit alten Militärfahrzeugen anfing, entwickelte sich schnell weiter: Vom Westerwald bis in die Ardennen, von Andorra bis nach Afrika. Seine heutige Werkstatt entstand aus der Idee, sich nach Jahren in der Chemiebranche beruflich neu zu orientieren – mit dem, was er wirklich kann: Navigation und Fahrzeugtechnik. Gemeinsam mit Brigitte baute er Offroad Partner auf – eine Halle, die ursprünglich nur Lager war und heute eine Werkstatt für echte Liebhaberfahrzeuge ist.

Warum ein Defender 110 – und warum kein anderes Fahrzeug?
Sein erstes Geländefahrzeug war ein Datsun Pickup – der war nach einem Jahr ruiniert. Der nächste Schritt führte über die britische Rheinarmee zum Land Rover 110: ein Ex-Militärfahrzeug mit 68 PS, das noch vor der Namensgebung „Defender“ gebaut wurde. Der 110er bot den entscheidenden Vorteil gegenüber dem 90er: Platz. Platz für Ausrüstung, Reisen, Autarkie – etwas, das HC bis heute schätzt. Sein aktueller 110er Hardtop mit 2,5-Liter-TD5-Motor und rund 200 PS ist ein reines Fahrauto – leicht, leistungsstark, verlässlich.
Alte Offroader: Einfach, ehrlich, mechanisch
Was macht den Charme alter Offroader aus? Für HC ist es das pure, unverfälschte Fahren – ohne Assistenzsysteme, ohne Elektronik. Man spürt das Fahrzeug, kennt jede Reaktion, erlebt jede Bewegung direkt. Alte Fahrzeuge wie Land Rover Defender oder Range Rover Classic sind mechanisch beherrschbar, zuverlässig (wenn sie gewartet sind) und bieten einen Zugang zur Technik, den moderne Autos oft nicht mehr zulassen. Ersatzteile gibt es zuhauf – von günstig bis hochwertig – und wer schrauben kann (oder will), kann ein solches Fahrzeug auf Neuzustand bringen.
Doch HC warnt auch vor Illusionen: Alte Offroader brauchen Wartung. Und wer den Rost unterschätzt, zahlt später drauf – denn Karosseriearbeiten sind teuer und aufwendig. Seine Empfehlung: Technik kann man instand setzen, aber Rost sollte man sich nicht einkaufen.
Empfehlenswerte Klassiker abseits von Land Rover
Neben den britischen Klassikern hebt HC auch japanische Modelle hervor: Der Toyota HDJ80, Nissan Patrol oder Mitsubishi Pajero haben sich ebenfalls bewährt – sofern sie nicht zu stark verrostet oder verbastelt sind. Besonders die alten Bundeswehr-Patrols mit stabilen Achsen und robuster Technik sieht er als gute Basisfahrzeuge.
Wichtig: Lieber ein rostfreies Fahrzeug mit technischem Wartungsbedarf als andersherum. Denn Rost ist der eigentliche Feind.
Moderne Offroader: Komfort, Elektronik – und Grenzen
Was moderne Fahrzeuge auszeichnet, ist klar: Komfort, Assistenzsysteme, und ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit. Sie sagen dir, wann Öl fehlt, wann die Bremse runter ist, wann Service fällig ist. Für viele Fahrer, die mit solcher Technik aufgewachsen sind, ein echter Vorteil. Doch im Gelände kann genau diese Technik auch zur Falle werden – wenn etwa die Traktionskontrolle den Vortrieb verhindert oder ein Steuergerät im falschen Moment streikt.
HC sieht den Vorteil moderner Assistenzsysteme – etwa bei der Bergabfahrhilfe oder Traktionsverteilung – erkennt aber auch ihre Grenzen. Ein Auslesegerät für Fehler sollte Pflicht sein – ebenso wie der sichere Umgang mit der Technik. Wer moderne Elektronik versteht, kommt damit weit. Wer nicht, steht im Zweifel still.
Alt vs. Neu im harten Gelände
Im echten Gelände punkten alte Fahrzeuge oft durch ihre Robustheit. Starrachsen, einfache Mechanik, wenig Kunststoff – und wenn etwas krumm ist, richtet es der Dorfschmied. Moderne Fahrzeuge hingegen zeigen ihre Schwächen, wenn es ernst wird. Kunststoffe brechen, Sensoren melden Fehler, Elektronik blockiert Funktionen.
Die Reparaturfreundlichkeit ist bei alten Fahrzeugen klar höher – vor allem bei Reiseeinsätzen in entlegenen Regionen. Neue Fahrzeuge bieten mehr Komfort, präzisere Assistenzsysteme und fahren sich auf der Straße wesentlich angenehmer. Doch je komplexer ein Fahrzeug ist, desto größer ist die Abhängigkeit von funktionierender Technik.
Zukunft echter Geländewagen? Fraglich.
HC sieht schwarz für klassische Offroader in Europa. Immer strengere Normen, Flottenverbräuche und Elektronik erschweren die Produktion robuster Fahrzeuge. Der Markt entwickelt sich zu SUV und Softroadern. Pickups mit Allrad verschwinden zunehmend, ebenso wie klassische Rahmenfahrzeuge.
Und wie sieht es mit Elektro-Offroadern aus? Für HC nur bedingt sinnvoll – zumindest für ernsthafte Expeditionen. In Nordafrika oder Osteuropa fehlen schlicht die Lademöglichkeiten. Für Westalpen oder Tagesetappen mit Campingplatz-Anschluss mag es funktionieren. Aber: Die Einsatzmöglichkeiten bleiben begrenzt.
Fahrerkompetenz: Früher entscheidender, heute nicht weniger wichtig
Moderne Systeme helfen – aber sie ersetzen kein Können. Wer seine Technik versteht, egal ob alt oder neu, fährt sicherer und souveräner. HC betont: Fahrer, die mit Elektronik groß geworden sind, kommen damit gut zurecht. Wer aber aus der analogen Offroad-Welt kommt, muss sich umstellen – oder bleibt beim Altbewährten.

Fazit: Deine Entscheidung, dein Abenteuer
Am Ende hängt alles davon ab, was du willst. Willst du maximale Geländegängigkeit, Schrauberfreiheit, absolute Kontrolle? Dann ist ein klassischer Offroader mit einfacher Mechanik die richtige Wahl. Willst du Komfort, Assistenz, modernes Fahrgefühl? Dann spricht vieles für neue Technik.
Aber egal wie du dich entscheidest: Kenne dein Fahrzeug, verstehe die Technik – und bleib respektvoll gegenüber Mensch und Maschine. Offroad ist kein Wettbewerb, sondern eine Lebensart.
— Alan von Overland Experience




