4.1.2024
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Alan Lehr

der Weg nach Slowenien! Ein unterschätztes Reiseland!

Bei Slowenien denkt man schnell an ein Durchreiseland auf dem Balkan. Doch dieses Land bietet für den Allradfahrer mehr als nur die Autobahn. In diesem Artikel soll es um dieses so nahe und für Allradfahrer oft unterschätzte Land gehen – ein Tourenbericht.

Unsere Tour "Slowenien Wildtracks" startet in Italien, dem Land der ungebändigten Flüsse. Gerade im Norden des Landes gibt es mehrere Wildflüsse, die wir bei unseren Touren ansteuern. Es gibt wohl kaum eine Region, in der das Durchqueren eines Flusses noch möglich ist. Natürlich wissen wir, dass es grundsätzlich von hochoffizieller Stelle nicht erlaubt ist, denn das Fahren im freien Gelände ist auch in Italien nicht legal. Die Handhabe vor Ort und auch der Kontakt mit der lokalen Polizei haben jedoch beim letzten Aufeinandertreffen bei Chivasso (nähe Turin) gezeigt: Illegaler Holzeinschlag ist in Italien mehr ein Problem als das Durchqueren eines 70 Meter breiten Flusses mit sechs Fahrzeugen.

Fluss in der Nähe von Chivasso

Es ist selbstverständlich anzumerken, dass es immer klug ist, seinen Müll und vielleicht sogar noch etwas mehr davon wieder mitzunehmen, unnötigen Krach zu vermeiden und die Einheimischen freundlich zu grüßen.

Doch zurück zu Slowenien, genauer gesagt, dem Weg dorthin. Unser Zielgebiet ist der Tagliamento, der längste Wildfluss in Norditalien. Ganz im Norden starten wir unsere Tour und bewegen uns im Flussbett nach Süden. Beim Scouting ist mir von Anfang an aufgefallen, dass die Kiesbänke in diesem Flussbett teilweise unberechenbar sind. Mal sind sie weich, mal sehr hart. Vor der Querung eines Arms bin ich die Passage stets zu Fuß abgelaufen. Flüsse sind einfach kein Spaß, und ich habe auch schon an Flüssen dieser Kategorie meine dunklen Erfahrungen gemacht.

in der nähe des Po, Italien

Eine weitere Herausforderung bei diesen Flüssen besteht darin, dass sie sich frei in ihren Flussbetten bewegen und daher jedes Mal anders sind. Bei unserer letzten Tour im Tagliamento war der Flussverlauf eine Woche später mit der zweiten Gruppe schon nicht mehr so befahrbar, wie ich es in meinem GPS-Plotter aufgezeichnet hatte.

Tagliamento von Nord nach Süd

Auch nicht zu vernachlässigen sind die vielen Seitenarme und das unübersichtliche Geflecht von Sandbänken und Rinnen, die durchaus zum Verweilen einladen. Nur was passiert bei Regenfällen in den Alpen? Schnell wird man der Star in der lokalen Zeitung, weil man über Nacht von den Fluten eingeschlossen wird und das geliebte Allradfahrzeug bis zum Dach im Wasser verschwindet.

Der Tagliamento ist schön, aber auch gefährlich, wenn man nicht weiß, wie man mit einem solchen Gelände umgehen muss. Mit etwas Verstand und dem Herz am richtigen Flecken wird es zu einer wundervollen Erfahrung.

Querung des Hauptarms im nörlichen Tagliamento - einige Tage vorher geprüft und für gut empfunden

Weiter geht es über Udine, eine der letzten Stationen vor der Grenze zu Slowenien. Für das Allradfahren wirklich keine Besonderheit. Auch weiter im Osten von Udine, auf dem Weg in die Berge, ist vieles von Verbotsschildern geprägt. Es gibt wunderschöne Aussichten und auch schöne Stellplätze an der Grenze zu Slowenien, jedoch nichts, was nicht auch mit einem VW Golf befahren werden kann und zudem legal ist.

Stellplatz in der nähe der slowenischen Grenze

Ein ganz besonderes Highlight für alle, die gerne über grüne Grenzen fahren, ist der Stol-Pass, das Tor zum Soča-Tal. Auch hier gibt es keine großen fahrtechnischen Herausforderungen, jedoch ist die Aussicht von einem anderen Planeten. Auch wenn diese Route nichts für den verrückten Materialfahrer ist (weil zu langweilig), bietet sie eine wunderschöne Sicht bis zum Mittelmeer. Die Abfahrt vom Stol zur Soča ist angenehm und führt durch dichte Wälder.

Das Sočatal selbst ist aufgrund des massiven Tourismus eher ungeeignet für den Allradfahrer. Es gibt auch immer wieder Berichte von Wildcampern, die zu empfindlichen Strafen verdonnert wurden. Es gibt im Prinzip drei Möglichkeiten, hier seine Zeit zu verbringen. Erstens: gar nicht. Zweitens: eine Allradtour auf den Monte Matajur, der großartige Ausblicke auf das Stol-Massiv bietet und auch ausreichend Stellen für "Freistehen" birgt. Drittens: der beste Hippie-Campingplatz Kamp Vili Volarje (46.206793, 13.680548). Naturnahes Stehen ohne Parzellen mit gutem Essen zu fairen Preisen.

Matajur mit sicht in Richtung Nord-West. Das letzte Stück der Route ist anspruchsvoll

Von hier aus arbeiten wir uns weiter in den Süden. Die Landschaft bleibt hügelig, und wir bewegen uns weiter an der Grenze zu Italien durch die Berge. Hier ist es nicht immer einfach, schöne Tracks zu finden, doch wer sucht, der findet. So gibt es zwischen Clabuzzaro und Golo Brdo eine fast 30 Kilometer lange Piste, die vom Grenzkamm bis fast ganz runter ins Tal führt. Hierbei handelt es sich um einen uralten Grenzpfad, der teilweise durch eine wunderschöne Schlucht führt. Im oberen Teil ist diese Passage vor allem bei nassem Wetter nicht ganz einfach und erfordert auch fahrerisches Geschick.

Einstieg in Clabuzzaro

Teilweise ist es immer wieder verblüffend, was man findet, wenn man die Augen offen hält. Die Gegend in Slowenien, trotz der Nähe zu Italien, ist eine Region, in der ich bisher selten andere Allradfahrer getroffen habe, obwohl sie viel zu bieten hat.

Im zweiten Teil tauchen wir tiefer in die slowenische Wildnis ein. Seid gespannt!

Alan Lehr

Tour Guide

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